Hülle und Fülle
Abschlussprojekt 2024 | Schwerpunkt Gestaltung, Kunst, Kultur
Zum Oberthema «Hülle und Fülle» haben fünf Klassen der Berufsmaturität Ausrichtung Gestaltung und Kunst im Fach «Gestaltung, Kunst, Kultur» vielfältige Abschlussprojekte entwickelt. Zu «Hülle» im Sinne von Kleidung, Körper, Raum, Architektur etc. - einem Schutz- und Sicherheitsbedürfnis nachgehend, begrenzend, verbergend oder aufdeckend und offenlegend. Die «Fülle» hingegen als Masse, Reichtum, Opulenz oder Überfluss ausgelegt. Ob einzeln interpretiert oder als Einheit verstanden, in der zugrundeliegenden Redewendung aus dem 16. Jahrhundert steckt offensichtlich mancherlei Gestaltungspotential.
Damals war «Hülle» ein Wort für Kleidung – die Bedeckung oder schützende Verhüllung des menschlichen Körpers. «Fülle» stand für die Füllung des Magens, folglich für eine grosszügige Nahrungsmittelzufuhr als lebenserhaltende Massnahme. Kleidung und Nahrung sind zentrale Dinge; waren sie im 16. Jahrhundert in Hülle und Fülle vorhanden, konnten die Menschen überleben. Später hat sich die Bedeutung dieses Sprichwortes allerdings leicht gewandelt, sodass «Fülle» mittlerweile genauso für Überfluss steht.
Ist heutzutage etwas «in Hülle und Fülle» vorhanden, dann ist von einer Sache sehr viel da – reihenweise, haufenweise, massenhaft. Es ist etwas in grosser Zahl, in rauen Mengen oder gar unbegrenzt verfügbar. «In Hülle und Fülle» meint folglich das Gegenteil von Knappheit, Entbehrung und Verzicht. Implizit beschreibt es aber gleichzeitig einen Zustand oder Umstand des Zu-viel. Darunter versteht sich gemeinläufig, dass so viel von etwas vorhanden ist, dass nicht alles benutzt oder verbraucht werden kann. Damit wirft das Thema unmittelbar die Frage nach dem guten Mass auf, nach Mässigung, Genügsamkeit und Zurückhaltung oder was es tatsächlich bedarf. Folglich inwiefern etwas als üppig, voll, reich, reichlich und damit ausreichend wahrgenommen wird oder wo die Grenze oder das Kippmoment zur Überfülle, zum Überschuss und Überdruss oder zur Masslosigkeit liegt.