Doping, zuerst trocken, dann saftig
Ramona Härdi (Eisschnellläuferin), Joel Roth (Mountainbiker), Ernst König (Direktor Swiss Sport Integrity), Dr. med. Lukas Weisskopf (Altius Klinik, Rheinfelden), Rainer Sommerhalder (Journalist, Aargauer Zeitung), ein hochkarätiges Podium traf sich in der wunderschönen Aula der Berufsschule Aarau zum Gespräch. Mit dabei waren 130 eingeladene Gäste, davon viele junge Leistungssportlerinnen und Leistungssporter, aber auch ihre Eltern, Berufsbildner und Trainer, Lehrpersonen und Funktionäre.
"Junge Sportler lernen andere kenne, Eltern sprechen mit dem Trainer, einem Arzt oder einer Lehrperson. Kontakte werden geknüpft. Passiert das, dann ist schon ein wichtiges Ziel dieses Abends erreicht." So formuliert es Harald Gloor, Koordinator Leistungssport und Berufslehre in Kanton Aargau.
Nach einem wunderbaren, reichhaltigen Snack, spendiert von der Berufsschule Aarau, geniessen die Gäste einen eher trockenen aber lehrreichen ersten Block im Form eines Referats über die Strukturen von Swiss Sport Integrity und die Organisation der Dopingbekämpfung. Schon hier zeigt sich, dass die tollste Organisationsform nur Schall und Rauch ist, wenn die Unabhängigkeit der einzelnen Entscheidungsträger nicht gegeben ist. In der Schweiz wird in dieser Beziehung peinlich genau darauf geachtet. Ernst König musste aber zugeben, dass, je nach Sportart, Verband und Land die Dopingbekämpfung ihren Namen nicht verdient. Nur so kann es sein, dass zum Beispiel bei nachträglichen Kontrollen (Die Dopingproben werden bis 10 Jahre aufbewahrt und dann noch einmal kontrolliert) an den letzten 3 olympischen Spielen 15 Goldmedaillen im Gewichtheben zurückgegeben werden mussten.
Im zweiten Block dann lieferten die Teilnehmer des Podiums ein Feuerwerk an Einblicken in ihre Arbeit, ihre Überzeugungen aber auch Befürchtungen und Zweifel:
„Über Doping zu schreiben, heisst, die Mauer des Schweigens Brocken für Brocken einzureissen. Diese Ostern hatte ich zum Beispiel 28 Telefonate geführt. Die Brotkrumen, welche man mir hingeworfen hatte, versuchte ich zu einem Bild zusammenzufügen. Manchmal führt das im besten Fall zu gezielten neuen Fragen.“
„Bis jetzt hatte ich Glück. Ich hatte keinerlei Verletzungen. Aber es macht mich schon nachdenklich. Ich weiss nicht, wer mich begleiten würde, wenn ich mich nach einer Verletzung wieder zurück kämpfen müsste.“
„ Bei uns in der Altius Klinik gilt absolute Nulltoleranz in Sachen Doping. Wir haben immer wieder „komische“ Wünsche von Patienten. Sehr schnell machen wir diesen aber klar, dass sie damit bei uns nichts zu suchen haben. ... Diese „Therapiefenster“, welche es in früherer Zeit gab, und welche sicher von Sportlerinnen und Sportlern für Dopingmissbrauch ausgenützt wurden, diese gibt es nicht mehr.“
„Überlegt euch bei jedem Supplement: „Brauche ich das wirklich unbedingt?“ Die meisten Supplemente sind schlicht überflüssig. Solltet ihr trotzdem eines nehmen, so seid sehr vorsichtig, woher ihr es bezieht. Es ist längst nicht immer das drin, was draufsteht, besonders bei Produkten aus dem Ausland.“
„Es ist nicht mehr nur die Technik des Doping. Grosse Sorgen machen die kriminellen Netzwerke, in welche, auch Kontroll- und Meldestellen involviert sind. Korruption und staatliche oder wirtschaftliche Interessenvertretungen sind allgegenwärtig.“
„Im Mountainbike sind wir Schweizer Weltspitze. Wer also in der Schweiz vorne dabei ist, ist auch in der Welt vorne dabei. Der riesige Vorteil ist, dass wir nicht überrascht werden von der Stärke der anderen. Der zweite Vorteil ist, dass bei dieser Breite in der Spitze die Betreuung stimmt - auch während einer Verletzung und während der Rekonvaleszenz. So sind „abenteuerliche Wege“ viel weniger wahrscheinlich und nötig.“
Die 45 Minuten waren im Flug vorbei. Einige Fragen aus dem Publikum liess der Moderator noch zu, dann war Schluss. Bei einem letzen Getränk oder einem der tollen Sandwiches wurde nach der Veranstaltung noch diskutiert und erörtert. Es wurden Telefonnummern ausgetauscht und Termine vereinbart … Ziel erreicht!